Am 21. September – Weltalzheimertag - fand in der Hochschule Mannheim die Fachtagung „Leben mit Demenz in der Stadt – Perspektiven aus Wissenschaft Kunst und Kultur“ statt. In der gut gefüllten Aula wechselten sich Experten zum Themenkreis Gerontologie und Gerontopsychiatrie mit äußerst interessanten Vorträgen ab.
Nach der Begrüßung durch Frau Prof. Astrid Hedtke-Becker, Prorektorin der Hochschule Mannheim prognostizierte Herr Dr. Christoph Rott vom Institut für Gerontologie an der Universität Heidelberg mit umfänglichem Zahlenmaterial mögliche demografische Entwicklungen in Deutschland in den nächsten Jahren und Jahrzehnten und zeigte ihre Bedeutung für die Prävalenz (die Verbreitung) von Demenzerkrankungen auf.
Prof. Jürgen Backhaus von der Fakultät für Biotechnologie an der Hochschule beschrieb, wie weit fortgeschritten mittlerweile die diagnostischen Möglichkeiten bei Alzheimerdemenzen sind.
Frau Dr. Susanna Re vom Institut für Gerontologie der Uni Heidelberg gab in ihrem Vortrag dem Publikum Einblick in ihre Forschungstätigkeit zum Themenkreis Emotionalität und Demenz. Betroffene Menschen sind in ihrer emotionalen Erlebnisfähigkeit im Gegensatz zur Gedächtnisleistung kaum eingeschränkt. Ein Nachlassen gibt es möglicherweise in der Fähigkeit, Gefühlszustände bei anderen Menschen differenziert wahrzunehmen.
Das Konzept der Salutogenese und seine Bedeutung für die Arbeit mit alten und demenzkranken Menschen stellte Prof. Manfred Oster von der Fakultät für Sozialwesen an der Hochschule dar. Eine gute soziale Einbindung, die Möglichkeit einer als sinnvoll erlebten Lebensgestaltung, körperliche und geistige Aktivität sind Faktoren, die sich in Bezug auf das Alzheimerisiko im Alter positiv auswirken.
Mit der Versorgung demenzkranker alter Menschen in häuslicher Umgebung und in Pflegeeinrichtungen befasste sich Frau Dr.Martina Schäufele, Stellvertr. Leiterin der Arbeitsgruppe Psychiatrische Epidemiologie und Demographischer Wandel am Zentralinstitut für seelische Gesundheit, Mannheim (ZI).
Einblicke in die Konzeption des Kontaktstudiums Angewandte Gerontologie an der Hochschule vermittelten schließlich Frau Prof. Astrid Hedtke-Becker und Dipl.-Päd. Martin Link. Das bundesweite Pilotoprojekt richtet sich v. a. an langjährig berufserfahrene PraktikerInnen.
Das Tagungsprogramm fand nach der Mittagspause seine Fortsetzung mit drei verschiedenen Foren. Unter der Überschrift „Kunst in der Arbeit mit Menschen mit Demenz“ luden Dr. Peter Wißmann (Aktion Demenz e.V.), Michael Ganß (Gerontologe, Kunsttherapeut und Künstler, Aktion Demenz e.V.) und Jan Sonntag (Musiktherapeut, Hamburg) ein. Kreative und künstlerische Therapien bieten aufgrund ihres nonverbalen Charakters ein hohes Potenzial an Zugangsmöglichkeiten für Menschen mit fortgeschrittenen demenziellen Veränderungen. Im 2. Forum stellten Walter Werner (Leiter des Planungsbüros im Fachbereich Soziale Sicherung und Arbeitshilfen und Senioren) und Dr. Petra Wagner (Leiterin der Statistikstelle der Stadt Mannheim) die Aktionskampagne vor. Besucher aus anderen Städten zeigten besonderes Interesse und ließen sich für ähnlich gelagerte Projekte in ihren Kommunen inspirieren.
Das 3. von Frau Dr. Gabriele Kreutzner (Aktion Demenz e.V.) moderierte Forum stand unter der Überschrift: „Von Bildern im Kopf, auf Bühne, Leinwand, Bildschirm – Demenz in medialen Darstellungen“.
Barbara Wachendorf, freie Regisseurin aus Ladenburg, und Andrzej Klamt, Dokumentarfilmregisseur von der „halbtotal“ Filmproduktion, Wiesbaden stellten ihre kreative Arbeit vor. Es ist ihnen ein Anliegen, weit verbreitete falsche Bilder und Assoziationen zur Demenzproblematik zu korrigieren.
Die Tagung bot eine Fülle von hochaktuellen und hoch interessanten Informationen und Anregungen für den wissenschaftlichen und praktischen Umgang mit dem Thema Demenz.